"Im Rollstuhl sitzen ist keine Option für ihn."
"Er kämpfte sich ehrgeizig aus dem Rollstuhl."
"Er investierte viel Kraft und Energie und hat es somit geschafft, wieder laufen zu können."
Geschichten für Betroffene und interessierte Nicht-Betroffene. Für mich eine Plattform zum öffentlichen Gedanken-Sortieren.
Neulich wurde mir gesagt, ich würde ziemlich schnell überreagieren. Okay, vielleicht ist das so und vielleicht tu ich das gerade mit diesem Post auch schon wieder. Aber ich möchte meinem Ärger bezüglich eines Themas Luft machen. Online. Gerne lasse ich mich in meiner Sichtweise auch korrigieren, falls mein Blick hier völlig verschoben scheint.
Und zwar, was mich echt ankotzt/verletzt/nervt/verwirrt: Aussagen (bezogen auf mich und die Tatsache, dass ich im Rollstuhl sitze) wie
"Um mit dir zusammen/befreundet zu sein, muss man schon ein guter Mensch sein."
"Das ist nunmal schon irgendwo eine Belastung, dass du im Rollstuhl sitzt. Man ist halt viel eingeschränkter."
Oder Fragen wie "Aber was ist denn, wenn jemand damit ein Problem hat, dass du im Rollstuhl sitzt?"
Also mal ehrlich, vielleicht sehe ich das alles falsch oder viel zu eng. Und ja, ich verstehe es, dass es nicht Jedermanns Sache ist, mit einer rollstuhlfahrenden Person eine Beziehung (egal, welcher Art) einzugehen. Berührungsängste und Co. spielen sicher eine große Rolle.
Aber ich verstehe nicht, wie mir bekannte Menschen es tatsächlich als eine so einschränkende Belastung sehen können, dass ich im Rollstuhl sitze. Ich bekomme mein Leben alleine auf die Reihe; kann alleine wohnen, einkaufen, Auto fahren; bin vielleicht sogar selbstständiger, als der eine oder andere laufende Mensch in meinem Alter. Und dann bekomme ich teilweise so erniedrigende Kommentare zu hören. Klar, lasse ich mir von Freunden gerne den Rollstuhl in mein Auto stellen; das geht nunmal schneller, wenn man laufen kann, aber das ist doch nun wirklich keine unzumutbare Belastung für denjenigen (falls doch, erklärt es mir hoffentlich mal jemand). Und ja, sicherlich kann ich nicht ganz so spontan sein, wie gesunde Menschen und mit mir kann man auch nicht durch unwegsames Gelände wandern, aber das ist doch ein Problem, mit dem allerhöchstens ich zu kämpfen haben sollte. Und wenn selbst ich meine Behinderung nicht als Belastung sehe, wieso erlauben sich das dann Andere?
Und die Antwort auf die oben genannte Frage: Wenn jemand ein Problem damit hat, dass ich im Rollstuhl sitze, dann ist das dessen Problem und nicht meins und mir herzlich egal. Solange es um fremde Personen geht. Handelt es sich um Freunde oder Menschen, die mir in einer anderen Art und Weise nahe stehen, verletzt mich das.
Aber vielleicht ist so etwas auch ganz gut. Gut, um zu filtern.
(Mir fällt gerade auf, dass hier die von Laura Gehlhaar geprägte Bezeichnung "Arschlochfilter" auch fast treffend wäre http://lauragehlhaar.com/2015/03/23/meine-behinderung-der-arschlochfilter/)