Montag, 30. Juli 2018

Woche 1

Montag: Heute hatte ich meinen ersten Therapietag. Viel los war noch nicht, da meine Physiotherapeutin sich erstmal ein Bild über meine Einschränkungen und meine verbliebenen Fähigkeiten gemacht hat. Sie hat sich angesehen, wie ich mit Stützen laufe und wie ich Treppen steige. Das war schon mal super anstrengend, zumal die Strecke nicht gerade kurz war und es in der Klinik durch die Hitze total aufgeheizt ist.

Am Nachmittag ging es mit einer weiteren Einheit auf der Therapieliege weiter. Die Therapeutin hat mich schon ziemlich an meine Grenzen gebracht, um zu sehen, woran wir in den kommenden Wochen arbeiten wollen. War jetzt nicht wirklich motivierend. Aber dafür bin ich ja hier. Zumindest um das, was ich kann, weiter auszubauen. Morgen werde ich wohl schon unter Strom gesetzt und am Mittwoch habe ich Therapie im Wasser - endlich! Ich hoffe, mein Plan ist ab morgen voller. Den Fitnessraum und das Schwimmbecken kann man hier auch zu bestimmten Zeiten außerhalb der Therapie in der Freizeit nutzen; allerdings braucht man dafür vorher eine Einweisung und eine Unterschrift vom Arzt. Werde ich in den nächsten Tagen hoffentlich bekommen und dann kann's losgehen.

Mein Bad teile ich mir seit heute mit einem älteren Herrn aus dem Nachbarzimmer. Wir haben von unseren Zimmern aus jeweils einen eigenen Zugang zum Bad; die Türen kann man nicht abschließen. Das ist, zugegebenermaßen, schon sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man in der Dusche (ohne Duschvorhang) sitzt und Angst hat, dass jeden Moment die Tür aufgeht. Aber was soll's, noch ist die Situation ja nicht eingetreten und vorher möchte ich keine großen Umstände machen.

Ich habe heute zum Zeitvertreib viel gelesen - nichts medizinisches, auch mal wieder schön - und bekomme sogar gleich Besuch:)

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Mittwoch: Gestern war es dann schon so weit. Ich saß nackig in der Dusche und plötzlich wurde die Tür sperrangelweit aufgerissen. Immerhin 'nur' ein Pfleger mit 'ner vollen Ente. Hach, endlich wieder Krankenhausgefühle! Heute soll ich dann im Laufe des Tages eine neue ZimmernachbarIN bekommen; ich bin gespannt. Ansonsten habe ich gestern etwas Anschluss zu den anderen 'jüngeren' Leuten gefunden, die immerhin nur etwa 10 Jahre älter sind als ich. Aber alle total nett und gut gelaunt. Bisschen witzig: einer der anderen Patienten erzählte mir sehr ausführlich von den vielen gefährlichen Thrombosen, die er als frischer Querschnitt hatte und zog währenddessen genüsslich an seiner Kippe :D

Die Therapien gestern waren mal wieder echt anstrengend und ich bin viel gelaufen. Heute geht es unter anderem mit Laufbandtraining, Physiotherapie und Training im Wasser weiter. Endlich ein richtig voller Therapieplan. Mal schauen, wie ich bei der Wärme durchhalte.

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So, es ist Sonntag und die erste Woche ist überstanden. Fazit: Mittlerweile habe ich mich eingelebt und es gefällt mir hier größtenteils echt gut. Die Therapien sind richtig anstrengend und fordern mich. Ich habe Laufbandtraining, Physiotherapie, Ergotherapie, Vojta (dazu an anderer Stelle mehr), Elektrotherapie und allgemein Gymnastik. In der freien Zeit gehe ich schwimmen oder in den Fitnessraum. So viel bewegt habe ich mich schon lange nicht mehr. Mein Schulter-Nacken-Bereich bekommt die Anstrengung ordentlich zu spüren und ich hoffe, nächste Woche mal 'ne Massage zu bekommen; sonst bekomme ich Dauerkopfschmerzen. Aber das sollte sich regeln. Auf jeden Fall lohnt es sich bisher hier zu sein.

Gelernt habe ich außerdem, dass Krankenschwestern die schnellsten Wesen auf dieser Welt sind. Während mein Gehirn gerade noch das Klopfen an der Zimmertür verarbeitet, steht sie schon direkt neben einem und der eigene Arm hat noch nicht mal das Signal bekommen können, sich schützend vor den nackten Oberkörper zu bewegen. Aber gut, so ist das in der Klinik; da lernt man mal wieder sämtliche Hemmungen abzulegen und seine Intimsphäre ordentlich zu verkleinern :b

P.S.: Ja, die 2 kg auf dem Bild stemme ich wirklich.

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