Sonntag, 27. Dezember 2020

Es bleibt spannend

Mein kurzer Jahresrückblick oder auch "Ich meld mich mal wieder." Das habe ich im letzten Jahr sowohl auf diesem Blog als auch bei meinen Freunden zu wenig gemacht, aber die Situation war und ist ja auch irgendwie schwierig. Das soll keine Ausrede sein, aber je länger dieses gedämpfte gesellschaftliche Leben anhält und je mehr Zeit ich hauptsächlich zu Hause verbringe, desto träger werde ich. Ich habe momentan so viel Zeit wie noch nie und habe trotzdem das Gefühl zu wenig Zeit zu haben. Wahrscheinlich fehlt mir einfach Struktur, um wenigstens halbwegs produktiv zu arbeiten, aber das geht zur Zeit ja sicher vielen so. Darunter mischt sich dann noch schlechtes Gewissen, weil ich wenig bis gar nichts für die Uni mache und auch nicht im Krankenhaus arbeite, obwohl dort Hilfe wohl bitter nötig wäre. Aber die letzten Wochen waren in meinem Umfeld auch abseits von Corona leider turbulent und auch ziemlich traurig, da hatte ich das Gefühl über die Weihnachtsfeiertage 'erstmal klarkommen zu müssen'. 

Aber das Jahr fängt nach dem julianischen Kalender nunmal nicht im Dezember an, deshalb jetzt einmal von vorn - Verrückt, wenn ich daran zurück denke, dass ich zu Beginn des Jahres noch normal im Hörsaal saß, in der Bibliothek lernte, auf Faschingspartys zu viel trank und vor allem ständig, wahrscheinlich täglich, von anderen Freunden und Familienmitgliedern umgeben war. Jetzt gerade kann ich nicht mal sagen, wann genau ich das letzte Mal einen meiner Freunde gesehen habe. 

Im Februar war ich noch mit einer Freundin im schönen-kalten Breslau und als ich danach Praktikantin in einer Hausarztpraxis war gab es allmählich die ersten Meldungen über Erkrankungsfälle in der Nähe meiner Heimatstadt. Wie sich die Situation im März zuspitzte, muss ich wohl kaum erklären. Abgesehen davon, dass es kein schönes Gefühl war, meine Oma über Wochen nicht sehen zu können, hat mich persönlich (!) die Situation des Lockdowns nicht besonders schwer betroffen. Ich war fast die gesamte erste Hälfte des Jahres nur bei meinen Eltern und war von der freien und flexiblen Zeiteinteilung im Rahmen der Online-Vorlesungen begeistert. Bestimmt bilde ich es mir ein, aber ich habe immer das Gefühl, im Sommersemester viel motivierter in Bezug auf die Uni zu sein. 

Wir hatten nur wenige Präsenzveranstaltungen, was ich allerdings überraschend schade fand. Nur im Juli gab es eine stressigere Phase, was das Studium anging, weil ich mir trotz Prüfungen zwischendurch unbedingt noch drei Nächte an der Ostsee gönnen wollte. Ostsee lohnt sich immer. Die Prüfungen - zu meiner Überraschung auch die im Fach 'Medizinische Informatik' - habe ich bestanden und der August stand vor der Tür. 

Zunächst löste ich eins meiner Geburtstagsgeschenke ein und verbrachte 2 Nächte im schönen-warmen Riesengebirge in Tschechien zusammen mit zwei Freundinnen. Dann startete ich meine Famulatur in der Rehaklinik, wodurch der Facharzt für Rehabilitationsmedizin auf meiner imaginären Facharztausbildungsliste weit nach oben stieg. Er liefert sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Allgemeinmedizin, aber noch habe ich zu wenige Fachrichtungen kennengelernt, um mich festlegen zu können. 

Nachdem ich den restlichen August - wer hätte es gedacht - größtenteils in der Heimat verbracht habe, ging es Anfang September für meine Mama und mich zu meinem Onkel und meiner Tante nach Norwegen. Darauf haben wir so lange hingefiebert und kurz vorher wäre es aufgrund einiger Ausreisebestimmungen (bzw. eher aufgrund norwegischer Einreisebestimmungen) beinahe ins Wasser gefallen. Hat letztendlich aber doch geklappt und wir hatten trotz massig viel Regen einige wunderbare Tage dort, an die ich oft denke und die sicher ein absoluter Höhepunkt für mich in diesem doch so seltsamen Jahr waren. 
Kurz danach stand ein Geburtstag an, der nochmal ein schöner Anlass war, die Familie zu einem größeren Teil zu versammeln, bevor im Herbst die Inzidenzzahlen stiegen und damit einhergehend auch die Beschränkungen wieder strenger wurden. 

Ich war für zwei Wochen Famulantin in einer allgemeinmedizinischen Praxis, was mir die Allgemeinmedizin schmackhaft machte. Vielleicht finde ich auch einfach jede Fachrichtung toll, in der ich ein Praktikum mache, wer weiß...als nächstes steht Intensivmedizin auf dem Plan, es bleibt spannend.. 

Im Oktober begann das neue Semester tatsächlich noch mit Unterricht am Krankenbett, was ich als recht lehrreich und spannend empfunden habe, ebenso wie die Fächer, die wir in diesem Semester haben. 
Im November wurde die Situation strenger und strenger, die Präsenzlehre wurde auf ein Minimum reduziert und bald darauf ganz eingestellt und ein zutiefst trauriges Ereignis stellte die Welt meiner Familie auf den Kopf. Seitdem ist total viel passiert und irgendwie auch wieder gar nichts. Trotz allem (oder gerade wegen?) hatten wir sehr ruhige und entspannte Weihnachtstage und nun hoffe ich sehr, dass das neue Jahr Positiveres mit sich bringt. Warum auch immer das ausgerechnet mit dem Jahresanfang passieren sollte, aber es ist eben gedanklich ein guter Beginn für 'etwas Neues'. 

In den nächsten Tagen werde ich versuchen, mir wieder einen strukturierteren und gesünderen Tagesablauf anzueignen und noch ein bisschen was auf die Reihe zu bekommen, bevor im Januar schon wieder die nächsten Prüfungen anstehen.

Silvester wird in diesem Jahr sicherlich anders ablaufen, als in den letzten Jahren, aber Familie, Feuer, Soljanka und Glühwein klingen doch eigentlich nach einer sehr guten Alternative. Und wenn ich so überlege - vor 7 Jahren verbrachten meine Familie und ich den Jahreswechsel am Krankenhausfenster. Das ist doch allemal blöder.. Also - ich erinnere mich jetzt noch ein wenig an die doch gar nicht so wenigen schönen Momente im letzten Jahr und drücke die Daumen für ein gutes nächstes. 

Ehj: Ich hab nur ein einziges Mal das C-Wort benutzt!

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